Tschick
war eins mit dem altem Schlepper Volk der
vor Jahrzehnten in einer der Orbitalwerften von Corregidor
zu einem leichten Geleitschiff umgerüstet worden war und nun
den irregulären Streitkräften von Tunguska angegliedert
war.
Aufgewachsen
auf Bakunin wurde er schon in jungen Jahren als Pilot für die
interstellare Flüge ausgebildet.
Soweit
man von aufwachsen sprechen konnte, denn eigentlich entsprang er den
schwarzen Laboren. Er war schon vor seiner “Zeugung” für
seine spätere Aufgabe optimiert worden.
Das
Spatzenhirn von veralteter Bord-KI riss ihn fiepend aus seinen
Gedanken. Eine neue Nachricht war ein getroffen.
Tweety,
sein Spitzname für die KI, deschiffrierte und übersetzte die
Nachricht, was eine Ewigkeit zu dauern schien.
***
Prioritätsmeldung Oberkommando der Black
Hand/Nachrichtenabteilung ***
Begeben
Sie sich unverzüglich zum Daedalus Sprungtor um Escortmission für
unsere Delegation für den Besuch bei den Tohaa an Bord der POS
Bismark zu übernehmen.
Weiteren
Instruktionen erhalten Sie über Kurzwellenkommunikation von einem
weiteren BH-Agenten vor Ort.
Offizielle
Mission der Nomad Nation.
Flugberechtigungen
für gesperrte Quadranten wurden von O-12 erteilt und berechtigte
Korridore samt Zugangskennung wurde ihrer Bord-KI
übermittelt.
Tohaa!
Er hatte schon viel über sie gehört und gelesen, aber bis jetzt war
er noch keinen von ihnen begegnet.
Aber
er bezweifelt, dass er diesmal die Gelegenheit dazu bekommen würde.
Er war nur ein unbedeutender Pilot, dem sie sicher keinen Besuch
abstatten würden.
Er
ließ die Leistung der Triebwerke von den ursprünglichen 20% auf 80%
steigen und setzte eine kurze Nachricht an das Einsatzkommando,
bestehend aus Securitate und einigen anderen Veteranen, das im Bauch
des Schiffes beheimatet war, ab.
Er
konnte die Vibrationen des Fusionsantriebs selbst in seinem G-Tank
spüren als das Schiff immer schneller wurde.
Hier
draußen im All fühlte er sich frei, denn es war fast so wie durch
einen schwarzen Ozean zu gleiten, auch wenn er dies noch nie selbst
erleben durfte.
Das
einzige, was ihm im Moment noch zu seinem Glück fehlte, wäre
eine Partnerin.
Vielleicht
würde er eines Tages mit Trixy, einem Mädchen mit dem er
zusammen groß geworden war, zusammen sein können.
Es
war ein schöner Traum und sie war das bezauberndste Delphinweibchen,
dass er kannte…
-2-
>Dieses
verdammte Blowhole.
Könnte
es nicht warten bis seine Männer sich bereit gemacht hatten bevor es
mit der Beschleunigung begann?<
Er
stemmte sich gegen die G-Kräfte um in dem dröhnenden “Frachtraum”
seinen Beschleunigungssitz zu erreichen.
Dominik
betrachtet sein Team.
Ganz
hinten saß der Verrückte Ivan, sein Gesicht die meiste Zeit
verborgen hinter seinem Helm. Er hatte nicht mal russische Vorfahren,
sondern wurde aufgrund seines Verhaltens so genannt. Er war
ebenfalls ebenfalls nicht auf Tunguska geboren, sondern kam von
Corregidor und was man so hörte hatte er schon viel für die
Durchmischung des Genpools getan.
Sein
Spezialgebiet war Sabotage und Zerstörung hinter feindlichen
Linien.
Wie
er zu den Hecklern gekommen war wusste niemand von ihnen so genau und
gefragt hatte ihn auch niemand.
Neben
ihm saß Dimitri, der Kriza Borac, dessen Rüstung neben der Luke zum
inneren des Schiffs auf einem Gestell festgemacht war. Über Zwei
Meter groß überragte er selbst im Sitzen alle des Teams.
Sein
Gesicht als schön zu bezeichnen wäre Euphemismus gewesen, seine
Nase war bei einigen Schlägereien mehrfach gebrochen worden und saß
schief in seinem Boxergesicht.
Sarka,
seine Kooridinationsoffizierin, las neben ihm irgendein Holomagazin
über die neuesten Modetrends auf Bakunin. Natürlich war sie ein
hübsches Ding, aber wie sich ein so knallhartes Mädchen trotz ihres
Jobs noch für Mode begeistern konnte blieb ihm ein Rätsel.
Ihr
gegenüber saß Niko, seine taktische Info-Warfare Spezialistin, die
erst kürzlich dem Teenager-Dasein entwachsen war, deren
Fähigkeiten als Interventor allerdings ihre Jugend lügen
strafte.
Stephen
war sein Schwere-Waffen Offizier, der sich breitschultrig in seine
Sitz fläzte und die Augen geschlossen hatte. Wenn man richtig Ärger
wollte, konnte man ihn fragen, wo er aufhörte sein Gesicht zu
waschen.
Ulan
stammte ebenso wie Ivan von Corregidor und war die Sanitäterin des
Teams. Sie war nicht zärtlich beim verarzten von Wunden, aber sie
machte ihre Aufgabe gut.
Ivonne
vervollständigte sein Team aus Securitate, sie war für die
Netzwerkerweiterung des Teams zuständig, konnte aber auch mit ihrer
Schrotflinte umgehen. Sie feilte gerade ihre Fingernägel. Was die
Frauen nur die ganze Zeit mit ihrem Äußeren hatten? Aber er war
froh, dass wenigstens keine in seine Team Kampfstiefel mit
Absätzen trug.
Drei
Jahre war er nun schon her, dass er bei dieser Einheit der Securiate
gelandet war.
Drei
Jahre seitdem er damals bei dem Krug im Svalarheima System von den
Zeros hierher versetzt worden war. Viele seiner damals erlernten
Fähigkeiten waren leider etwas eingerostet, aber er hatte wenigstens
als einziger der Einheit ein optisches Zerstreuungsfeld, welches er
aus seiner damaligen Zeit behalten hatte.
Im
Schwerlastladebereich im “unteren” Teil des Schiffes
befanden sich noch einige Drohnen zur Unterstützung, auch wenn die
meisten nicht für den direkten Kampfeinsatz konzipiert waren.
Der
Flug verlief soweit ruhig, während alle versuchten, die Zeit
zur Entspannung zu nutzen.
Bis
kurz vor der Ankunft …
-3-
Zur
gleichen Zeit auf dem Asteroiden 052-BG1, nomadische Wartungs- und
Reparaturbasis
Annegret
Bergmann saß an ihrem Schreibtisch im Büro der Corregidor
Interstellar Import/Export Holding, als ein unscheinbares Lämpchen
an ihrer Commterminal zu blinken begann.
Schlagartig
wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und mit ein paar geübten
Handgriffen stellte sie eine sicher Verbindung über das Arachne-Net
zu dem Zentraldatenhub der Firma auf Tunguska her.
***
Rückführungsgesuch eingegangen ***
***
Priorität Doppelalpha – Platinkunde ***
Rückführung
von Kunde PO-TM-Alpha-Zulu-Quebec-756342, versichert bei einer
Tochterfirma der Tunguska-Trust, erbittet sofortige sichere
Rückführung von der POS-Bismark.
Zugriffsgenehmigung
auf Einheiten der Streitkräfte erteilt, Anzahlung für der
Dienstleistung der Einheiten erfolgt, Freigabe durch Black Hand
bestätigt.
Analyse
von ProtoKI der vor Ort befindlichen oder kurzfristig einsetzbaren
Einheiten schlägt Eingreifgruppe SC-VO-01 vor, die sich im Moment
bereits im Anflug auf die POS-Bismark befindet.
Aktuelle
Mission stornieren und neue Parameter übermitteln.
Zugriffscodes
und Missionsparameter wurden ihrem Terminal hinterlegt, Verbindung
mit der Leitung für militärische Angelegenheiten der Black Hand im
Paradiso Sektor aufnehmen und Befehle übermitteln.
***
Ende der Transmission ***
Annegrets
Finger flogen über die virtuelle Tastatur. Bei ungeplanten
Rückführungen war Zeit ein entscheidender Faktor und sie wollte
ihre Prämie für diese Jahr nicht auf’s Spiel setzen
—
Sein
taktisches Display meldete ihm eine eingehen
Prioritätsmeldung.
Dominik
fluchte innerlich.
So
wie es aussah war aus einer Routinemission gerade eben etwas anderes
geworden und das bedeutete normalerweise nichts Gutes
***
Prioritätsmeldung Oberkommando der Black Hand/Nachrichtenabteilung
***
***
Änderung der Missionsparameter ***
Aufgrund
eines Vertrages von Homeway AG zur sicheren Rückführung werden ihre
Missionsparameter wie folgt geändert:
Finden
sie Subjekt PO-TM-Alpha-Zulu-Quebec-756342 und bringen sie es mit
allen Mitteln aus der Gefahrenzone zu einem von ihm genannten Zielort
innerhalb des Systems. Sollte es verletzt sein sind alle
medizinischen Maßnahmen zu ergreifen, um sein Überleben zu
gewehrleisten. Im Notfall ist der Cube zu retten und bei Beschädigung
eine Kopie anzufertigen um das Weiterleben in einem neuen LHost zu
gewehrleisten.
(Bild,
Biosignatur, derzeitig benutze ID und die Vertragsbedingungen wurden
der Bord-KI als gesichertem Archiv zur Verfügung gestellt)
***
Ende der Transmission ***
Diesmal
war sein Fluchen im gesamten Laderaum hörbar.
Erstens
bedeutete “mit allen Mitteln” nichts anderes, als dass sie
in eine heiße Zone geschickt wurden und im Moment hatte er sich an
diese LHost erst gewöhnt und sein Cube-Backup war auch schon wieder
2 Wochen her.
Diese
Nacht mit der Rothaarigen auf der Lindos-Station würde er schon
gerne als Erinnerung behalten.
Und
zweitens war es ungewöhnlich, sie von einer Mission abzuziehen die
dem Schutz von Diplomaten diente, um eine Extraktion auszuführen,
noch dazu wenn sich die Diplomaten in der selben heißen Zone
befanden.
“Niko,
mach mal nen Backgroundcheck unseres Klienten und seiner Firma, da
stimmt irgendetwas nicht” rief er über das Dröhnen der
Antriebe, das trotz der Isolierung der Kabine als dumpfes Grollen
durch das innere des Ladebereichs hallte.
Keine
fünf Minuten später machte ihn ein blinken im Display seines
rechten Auges darauf aufmerksam, dass Niko ihm die geforderten Daten,
die sie auf die Schnelle ausgraben konnte, per Comcast zugeschickt
hatte.
***
Arachne-Net deep search result – freigabestufe Alpha ***
*
Trustfather Corportation
*
Geschäftsfeld: Immobilien an und verkauf
*
100% Tochterunternehmen von Mototronica
Mototronica?
War das nicht ein Hersteller für Handstaubsauger oder irgendwas in
der Art?
Und
warum sollten die eine Immobilienfirma als Tochtergesellschaft
haben?
Er
sprang weiter zu den Daten des Klienten, die Daten der Firma waren
eindeutig eine Sackgasse.
*
Name: Stefan Zweiblum
*
Geburtsort: Neoterra
*
Firmenzugehörigkeit: Trustfather Corporation
*
Familienangehörige: -keine-
*
Letzer bekannter Wohnsitz: -unbekannt-
*
Steueraufkommen: -unbekannt-
…
***
Ende der Suche ***
Er
las den Rest nicht einmal mehr, da er sich sicher war, dass die ihnen
genannte Identität keine echte war. Hätte seine Infospezialistin im
Mayanet gesucht, wären vermutlich alle fehlenden Informationen
angezeigt worden, auch wenn diese so nicht existierten. Aber die
Daten im Arachne-Net wurden doppelt und dreifach geprüft und
verlinkt und somit vor einfachen Manipulationen durch Subroutine
besser geschützt.
Wo
waren sie diesmal nur wieder hinein geraten und wer zum Teufel war
dieser Zweiblum?
Ein
dumpfes Dröhnen hallte durch das Schiff und sie wurden in ihren
G-Sitzen kräftig durchgeschüttelt als die Hülle von irgendetwas
Großem getroffen wurde.
Durch
die Lautsprecher hallte eine computergenerierte Durchsage
“Kollisionsalarm! Kollisionsalarm!”
Die
Stimme verebbte und es meldete sich die ebenfalls computergenerierte
Stimme von Tschick:
“Wir
fliegen gerade durch ein Trümmerfeld, das anscheinend von einer
Schlacht übriggeblieben ist. Der Treffer hat zum Glück nur nen
Lackschaden verursacht aber der restliche Flug wird dennoch
holprig.
Das
Landedeck scheint nicht mehr benutzbar zu sein, ich versuche euch an
einer Luftschleuse in der Nähe des ID-Transpondersignals des
Klienten abzusetzen. Ich habe sein Signal in der Nähe oder auf der
Brücke geortet, wenn man unseren Bauplänen trauen kann …”
Hinterlasse einen Kommentar
* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld
*Ich stimme zu